Rote High Heels für das rosa Schloss - Interview mit Pop Art-Künstler Heiner Meyer

Die Beschäftigung mit dem Schuh in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen erfolgt anlässlich der Aufstellung der Stahlskulptur RED HEELS des international bekannten deutschen Pop-Art-Künstlers Heiner Meyer. Die Skulptur wird am 20. März 2021 feierlich enthüllt und findet ihren Standort zentral vor der Schlossfassade an der Konrad-Adenauer-Allee. Sie bildet so künftig einen eindrucksvollen Blickfang. In den nächsten Wochen werden wir immer wieder Interviews und Berichte von der Entstehung bis hin zur Enthüllung der Skulptur auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlichen. Wir beginnen unseren RED HEELS-Countdown mit einem Interview mit Heiner Meyer, der mit unserer Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dagmar Winkler, gesprochen hat.

Heiner Meyer in seinem Atelier, 2020 © Matthias Schrumpf

DW: Wie ist die Idee zu RED HEELS entstanden?

HM: Die Direktorin Ihres Hauses, Dr. Christine Vogt, trat mit der Bitte an mich heran, eine Skulptur für die seit langem freie Fundamentplatte vor dem Schloss zu schaffen. Auf dieser hatte ehemals eine Skulptur von Keith Haring gestanden. Ich habe sofort und sehr gerne zugesagt – unter anderem auch deshalb, weil Skulpturen in meinem Werk eine wichtige Rolle spielen; also quasi gegenüber der Malerei eine ebenbürtige Rolle innehaben. So sind in der Ausstellung ART ABOUT SHOES – von Schnabelschuh bis Sneaker & Heiner Meyer – deutsche Pop Art im Stiletto-Format, die bis zum 24. Mai gezeigt wird, mehrere meiner Skulpturen wie Great Minnie, Großer Dagobert oder Formula I zu sehen. 

Großer Dagobert von Heiner Meyer, Ausstellungsansicht, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nach einigen Überlegungen merkte ich, dass es mich reizte, etwas Scherenschnittartiges zu machen, dass eine Dynamik in sich trägt. Der Schuh, ein klassisches Motiv in der Kunstgeschichte und damit natürlich auch in der Pop Art, schien mir das richtige Motiv dafür. So schrauben sich nun sieben, pyramidal angeordnet und wie tänzelnd wirkende Schuhe – jeder hat seine eigene Ausformung – senkrecht in die Höhe.
Heiner Meyer, Studie Stiletto, 2020 © Heiner Meyer

DW: Welche Bedeutung hatte der Standort (städtisches Einfallstor, frontal vor dem Schloss, Kaisergarten) für Ihre Überlegungen?

HM: Der Standort hatte einen wesentlichen Anteil an meinen Überlegungen. Man fährt per PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln aus Sterkrade bzw. von der A42 kommend nach Oberhausen hinein und rechterhand fällt der Blick sofort auf die LUDWIGGALERIE. Hier soll nun künftig die Skulptur die Aufmerksamkeit der passierenden Betrachterinnen und Betrachter auf sich ziehen und ich wünsche mir, dass sie in ihrer Präsenz möglichst wie eine Landmarke funktioniert. Auch ihre Größe mit ca. 6 Metern Höhe und einer Breite von 3 x 3 Metern spielt dabei eine Rolle. 

Das Schloss Oberhausen von der Konrad-Adenauer-Allee aus gesehen, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Schloss Oberhausen mit "Red Heels", 2021, Fotomontage: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen (©)
 

DW: Welche Rolle spielt der Schuh überhaupt in Ihrem Werk?

HM: Welche starke Präsenz der Schuh in meinen Werken hat, habe ich tatsächlich erst durch die Ausstellung bemerkt. Mir war zuvor gar nicht bewusst, wie oft der Schuh Haupt- oder Nebendarsteller ist. Insgesamt sind in den Räumen des Erdgeschosses 55 Arbeiten mit diesem Motiv zu sehen. Die umfassen ein so unterschiedliches Themenspektrum wie Stillleben aus dem Jahr 2010 mit der Frauenschuh-Orchidee oder die bereits erwähnten Skulpturen Great Minnie und Großer Dagobert, bei dem mein Augenmerk unter anderem auf seinen Gamaschen liegt.

"Frauenschuh"-Gemälde mit Großer Dagobert von Heiner Meyer, Ausstellungsansicht, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

DW: Warum besteht die Skulptur aus roten High Heels?

HM: Zum einen steht Rot neben der Farbe Schwarz für den besonderen Schuh, also den High Heel. Rot ist eine Signalfarbe, steht für Leidenschaft und Liebe und macht den Schuh zu einem Hingucker. Zudem hatte die rosa Fassadenfarbe auf die Farbgebung der Skulptur einen großen Einfluss. Denn die LUDWIGGALERIE nennt man auch „Das rosa Schloss“. Mir war es daher sehr wichtig, dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

DW: Sie haben mit einem Statiker zusammengearbeitet. Hat die Statik die letztendliche Form der Skulptur beeinflusst?

HM: Da es sich bei dem Aufstellungsort um einen Außenbereich handelt und dadurch Aspekte wie zum Beispiel Windlasten, um nur einen zu nennen, zu berücksichtigen sind, zogen wir mit dem Ingenieurbüro Diekmann ein renommiertes Oberhausener Statikbüro hinzu. Herr Diekmann konnte meinen Entwurf unverändert belassen. Es gibt also in der Optik keine Abweichungen vom Entwurf. Lediglich einige statisch wichtige Verbindungen wurden optimiert und angepasst, was die Optik jedoch nicht beeinflusst. Wie ich weiß, werden Sie als nächsten Blogartikel einen Bericht Herrn Diekmanns zur Berechnung der Statik veröffentlichen. Darauf sollten sich Ihre Leser schon freuen, denn auch ich bin den spannenden statischen Berücksichtigungen mit Interesse gefolgt. Ich finde es beachtlich, wie viele Firmen und Menschen an diesem großartigen Projekt mitgewirkt haben und möchte mich an dieser Stelle auch gerne dafür bedanken.
Übersicht / Isometrie der Skukptur © Ingenieurbüro Diekmann

DW: Für die Wirkung einer Skulptur spielt eine wesentliche Rolle, auf welche Weise und wann Licht auf sie trifft. Das ist nicht nur vom Standort abhängig, sondern auch von der Beschaffenheit des Materials und dessen Oberflächenbearbeitung. Welche diesbezüglichen Überlegungen gelten für RED HEELS?

HM: Besonders ist natürlich, dass die Skulptur tagsüber und abends mit Beleuchtung eine komplett andere Wirkung hat. Das soll den Besucher immer wieder an diesen besonderen Ort bringen. Wir nutzen glattes Stahlblech und es ist eine Lackierung in Seidenglanz vorgesehen. Die bringt eine hohe Brillanz, ist aber nicht direkt spiegelnd. Ich kann also nur jedem empfehlen, den Ort mehrmals aufzusuchen, um sich von Farben und Lichterspiel verzaubern zu lassen.

DW: Vielen Dank, Herr Meyer, für Ihre Zeit! Wir danken für das Gespräch.

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