Wenn die Kunst auf Baustelle trifft: Museum Under Construction

 Teil 3

In den letzten Wochen sah unser Innenhof jeden Tag ein bisschen anders aus. Jetzt ist die Kunstbaustelle endlich eröffnet und die ersten BesucherInnen können sich von der kunstvollen Installation der PriseSalz Crew verzaubern lassen. Als Sommerprogramm finden in den nächsten Wochen zahlreiche Events und Live-Auftritte statt. Über spannende KünstlerInnen-Talks am Artist_Tuesday, Mitmach-Aktionen am Workshop-Wednesday bis zu lockeren DJ-Beats am Lounge_Friday ist für jeden etwas dabei. Wie das vielfältige Programm mit den vier Säulen der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen zusammenpasst, erfahrt ihr im dritten und finalen Teil unserer Interviewreihe. Viel Spaß!


Abb. Eröffnung von Museum Under Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: In die Kunstbaustelle sind die vier Lieblingsthemen der LUDWIGGALERIE integriert: Pop Art, Comic, Landmarken und Fotografie. Wie seid ihr diesen unterschiedlichen Schwerpunkten gerecht geworden?

LSK: Es ist uns wichtig, dass wir das Haus mit dem Ausstellungsprogramm auch in die Öffentlichkeit bringen. Deshalb haben wir uns entschieden, diese Themenwochen, anhand derer wir unsere klassischen Standbeine vermitteln, umzusetzen. In diesen Themenwochen gibt es an den Artist_Tuesdays immer unterschiedliche Vorträge von KünstlerInnen aus diesen Bereichen.

ND: Das ist eigentlich das Schönste an der ganzen Arbeit. Die Herausforderung liegt darin, das Ganze einzugrenzen. Insgesamt hatten wir unzählige Vorschläge und dann haben wir geprüft, wer ist verfügbar und für das Projekt zu begeistern und wer ist bezahlbar? Was hat aus unserer Sicht die entsprechende Qualität? Dafür machten wir uns gegenseitig Vorschläge und haben dann eine Auswahl getroffen. Mit den KünstlerInnen zusammenzuarbeiten, ist immer das Wertvollste.



Museum Under Construction, © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: An den Artist_Tuesdays haben dann auch die BesucherInnen die Möglichkeit, in den direkten Kontakt mit den KünstlerInnen treten zu können. Wie wichtig ist für euch dieser unmittelbare Austausch?

LSK: Wir sehen uns als sehr nahbares Haus und ermöglichen genau deshalb diesen Austausch. Es ist eine Gelegenheit zu einem direkten Kontakt ohne Hemmungen und es soll zu einem Selbstverständnis werden, dass die Leute sagen: „Klar gehe ich in die LUDWIGGALERIE und schaue mir das an." Das gehört dann quasi zum Alltag dazu.

JL: Gerade dafür bieten sich auch die Innenhof-Lounges an. Man trifft sich draußen in einer gemütlichen Atmosphäre und kommt mit den KünstlerInnen, aber auch mit den BesucherInnen noch mehr ins Gespräch als im klassischen Ausstellungsraum, wo man sich gerne mal verpflichtet fühlt, sich weitgehend schweigend durch die Räume zu bewegen.

LSK: Es ist ein Ort, der benutzt und belebt wird.

ND: Genau –  auch weg vom Belehrenden einfach hin zum Wohlfühlen. Es ist ja kein Geheimnis, dass oftmals die Schulklassen zu Besuch kommen und dann Menschen höheren Alters. Menschen im dazwischenliegenden Alter gehen meistens nicht ins Museum. Wir wollen das auch nicht dogmatisch machen. Es kann einfach jemand zu uns kommen und später gar nichts über Kunst gelernt, aber trotzdem etwas erlebt haben – ohne das genau benennen zu können. Weil die Kunst ohne Vorträge wirkt.

Abb. Art_Theke von Museum Under Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: Mit der Kritzelhütte bekommt die Museumspädagogik einen eigenen, ebenfalls von der PriseSalz Crew gebauten, Standort im Innenhof, in der spielerisch und abenteuerhaft Anknüpfungspunkte an die Kunst geschaffen werden sollen. Welche Angebote wird es dort geben?

ND: Allgemein ist zu betonen, dass alles – jede Hütte, jede Bank, jede Fahne, alles was man bei uns sieht – zum Kunstwerk dazugehört.

JL: Es ist ein Gesamtraum, der gestaltet ist. Bis hin zu den Wimpelfahnen und -ketten, die aus teilweise alten recycelten Materialien per Hand genäht sind. Auch die Hütten standen zum großen Teil bereits woanders und sind für uns neu angepasst und zusammengesetzt. Das ist es, was wir hier haben möchten, aber auch was die Crew sieht. Wir überließen ihnen z. B. auch viele unserer alten Banner, die jetzt vielleicht Wiederverwendung finden, auch um den Punkt der Nachhaltigkeit aufzugreifen, der den KünstlerInnen sehr wichtig ist. Das bezieht sich auf alles, inklusive der Hütten.

ND: Noch mal zurück zur Kunstvermittlung: In der LUDWIGGALERIE legen wir großen Wert darauf, dass es zu jeder Ausstellung ein eigens ausgearbeitetes museumspädagogisches Konzept für jede Altersgruppe gibt. Das ist jetzt noch detailverliebter gemacht als sonst, weil es für jede Themenwoche unterschiedliche Angebote gibt. Von Comic*Aliens bis zu Rundgängen durch den Kaisergarten mit Bezug zu Landmarken und fotografischen Angeboten. An jedem Workshop_Wednesday passiert etwas Anderes.


Museum Under Construction, © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


Autorin: Nathalie Schraven

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Oberhausen im Ruhrgebiet – Die Geschichte einer außergewöhnlichen Ruhrstadt

10 Fragen an Satomi Edo

„Risse im Stein“ - Ein Interview mit Lisa Kleinholz