Schüler führen Schüler durch BRITISH POP ART

Für die aktuelle Ausstellung BRITISH POP ART – Meisterwerke massenhaft aus der Sammlung Heinz Beck. Special Guest: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band übernahm Jennifer Liß die Leitung des Schulprojektes Schüler führen Schüler. In ihrem Blogartikel gibt sie uns Einblick in den mehrwöchigen Projektverlauf:

Selbstbewusst sitzen die acht Schüler*innen des Elsa-Brändström-Gymnasiums im Lesecafé der LUDWIGGALERIE und diskutieren bei heißer Schokolade und Latte Macchiato über die letzte Runde von Schüler führen Schüler. Die Neuntklässler*innen haben sich neun Wochen lang auf ihre Führungen durch die aktuelle Ausstellung British Pop Art vorbereitet. Nun ist die letzte Führung vorbei und das Heißgetränk die wohlverdiente Belohnung.

Bereits seit Januar trafen wir uns einmal pro Woche im Museum, um die anstehenden Führungen vorzubereiten. Ein großer Vorteil dieser Gruppe: Sie waren eh schon halbe Profis! Bis auf Amélie, haben alle bereits Schulklassen durch die letzte Ausstellung Die Geste begleitet. Das Prozedere kennen sie also schon. Und Amélie wird einfach mitgenommen und bekommt die Tipps direkt von den Freunden aus der Klasse. Wofür bin ich dann eigentlich noch da?


Ach ja, natürlich brauchten die Schüler*innen erst einmal selbst einen Überblick. Beim ersten Treffen ging ich mit der Gruppe durch die gerade eröffnete Werkschau. Möglichst viele Werke vorstellen. Die Thematik erläutern. Sich zurechtfinden. Zumindest bei diesem ersten Rundgang waren die Schüler*innen noch relativ still. Das änderte sich aber schon in der darauffolgenden Woche.

Aufgeteilt in drei Gruppen, in denen später auch die Führungen stattfinden sollten, hieß es nun „selbst erkunden!“. Welche Werke sind interessant? Was soll später gezeigt werden? Klar sollten die Hauptthemen der Ausstellung abgedeckt sein, aber an sich war die Werkauswahl komplett frei. Und so fiel auch die Auswahl der drei Trupps sehr unterschiedlich aus. Während Laura und Antonia Robin Pages Insel integrierten, nahmen Jason, Japheth und Tijana lieber sein Werk Handshake mit auf. Hingegen entschieden sich Michelle, Leonie und Amélie für Joe Tilsons Four Elements, das die anderen gänzlich unbeachtet ließen.

Nun ging es an die Ausarbeitung der Inhalte! Bewaffnet mit Ausstellungskatalog, Audioguide, den Schildern in der Ausstellung und natürlich dem Internet, begaben sich die Schüler*innen selbstständig auf die Suche nach Informationen. Als dann die Termine für die Führungen irgendwann feststanden, musste noch fleißig geübt werden.


Erste Probeführungen vor den eigenen Leuten: sich der Kritik stellen, Fehler ausmerzen. Später dann Generalprobe vor der eigenen Familie oder auch schon vor kurzerhand angefragten Museumsbesuchern. Vieles hatten sich die Kids bereits in der letzten Runde Schüler führen Schüler angeeignet. Richtig zu stehen, deutlich zu sprechen oder sich nicht vor das Werk zu stellen, das man gerade behandelt – solche Anfängertipps musste ich gar nicht mehr geben. Doch was war nochmal ein Siebdruck? Was hat es mit Auflagen auf sich? Und wie hieß noch der Entwickler der Benday Dots? [Anmerkung: Er hieß Ben Day J] Diese Fragen klärten wir immer wieder, damit in den Führungen auf jede mögliche Frage eine Antwort vorläge, sofern das überhaupt möglich ist.

Anfang April war es dann soweit. Zwei Grundschulklassen, eine siebte und eine elfte Klasse ließen sich von den Schülerinnen und Schülern des Elsa-Brändström-Gymnasiums durch die Ausstellung führen. Besonders die Grundschulklassen bereiteten ihnen großen Spaß: „Die Führungen waren dann gut, wenn alle ernsthaft mitgemacht haben“, meint Antonia im Nachhinein. Und die Viertklässler stellten eben viele Fragen und waren hoch konzentriert bei der Sache. Wer am Ende mehr von dem Projekt mitgenommen hat – die angelernten Museumspädagogen oder die geführten Schulklassen –, lässt sich schlecht sagen. Spaß gemacht hat es beiden Seiten. Und die Lehrer, die mit ihren Klassen ins Museum kamen, stellten auch immer wieder fest: „Es ist doch etwas anderes, wenn die Kinder von Jugendlichen geführt werden. Das sollte man viel öfter machen!“


Erst im Herbst gibt es eine neue Runde Schüler führen Schüler. Dann werden sich wieder neue Freiwillige der neunten Klasse auf die Ausstellung „Der Struwwelpeter. Zappel-Philipp, Paulinchen und Hanns Guck-in-die-Luft zwischen Faszination und Kinderschreck von 1844 bis heute“ vorbereiten. Und hoffentlich wieder viele interessierte Klassen durch die Ausstellung begleiten.

Autorin: Jennifer Liß

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