Social Media- und Bloggertag #BritishPopArt & #BritishPopMusic



Vergangenes Wochenende fand in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen der Social Media- und Bloggertag zur aktuellen Ausstellung statt:


BRITISH POP ART – Meisterwerke massenhaft aus der Sammlung Heinz Beck. Special Guest: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

Mit ihrer Ausstellung präsentiert die Kuratorin und Direktorin Dr. Christine Vogt 150 Kunstwerke, davon 130 Meisterwerke aus der Sammlung Heinz Beck. Berühmten Plattencovern, gestaltet durch britische Pop Art-Künstler*innen, widmet sie einen separaten Ausstellungsraum. Unter kuratorischer Mitarbeit von Jennifer Liß wird hier besonderes Augenmerk auf das Plattencoverdesign des Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band gelegt. Die Verbindung zur Musik liegt auf der Hand.


Daher entwickelte die LUDWIGGALERIE erstmalig einen ausstellungsbegleitenden SOUND-WALK. Mit Kopfhörer und Player lässt sich so der SOUND der Zeit direkt vor den Kunstwerken erleben. 27 Songs der 1950er bis 1970er Jahre gehen eine Liaison mit ausgewählten Kunstwerken der BRITISH POP ART ein. The Beatles, David Bowie, The Clash, The Kinks, Pink Floyd, Queen und The Rolling Stones sind nur einige Beispiele der vertretenen Musiker. Teilweise bestehen zwischen Song und Bild historische Verknüpfungen. In anderen Fällen sind es der Songtext oder der Musikinterpret, die in Verbindung zu den Bildinhalten stehen. 


Dieses Zeichen markiert den Pfad des SOUND-WALKs

Zusammen mit der Kunsthistorikerin Linda Schmitz beschritten die Teilnehmer*innen des Social Media- und Bloggertags zehn Stationen des SOUND-WALKs. Der Gruppendynamik zugute, wurden die Kopfhörer ausnahmsweise durch eine tragbare Music Box ersetzt, was die Stimmung in den sonst so stillen Museumsräumen bemerkbar anhob!



Mit der laut aufgedrehten Music Box betritt Linda Schmitz den ersten Ausstellungsraum; die Blogger*innen folgen ihr etwas verunsichert. Suddenly a voice I'm hearin's, sweet to my ear, this is tomorrow callin'“, schallt die Stimme des Sängers Bryan Ferry lautstark durch das Museum. Es ist der erste Track des SOUND-WALKs. Die Kunsthistorikerin bleibt vor einer Collage von Richard Hamilton stehen und fragt in die Runde: „Was hat Ferry’s Lied This Is Tomorrow mit Richard Hamilton zu tun?“.


Beim Blick in eine Vitrine entdecken wir einen alten Ausstellungskatalog. Der aufgedruckte Schriftzug verrät, dass es sich um eine Ausstellung namens This Is Tomorrow handelt, die 1956 in London stattgefunden hatte. „Organisiert wurde die Ausstellung von der Künstlervereinigung The Independent Group.“, erklärt Linda Schmitz weiter.

Die Independent Group war eine Gruppe von Kunstkritikern, Bildhauern, Architekten, Fotografen und Künstlern, die sich 1952 am Institute of Contemporary Arts in London zusammenfand. Innerhalb regelmäßiger Vortragsreihen diskutierten sie Aspekte des modernen Lebens, wie Massenmedien, Werbung, Konsum oder Technik. Zu den Mitgliedern zählte auch der Künstler Richard Hamilton. Und so war es Hamilton, der für eben diesen Ausstellungskatalog seine Collage Just what is it that makes today’s homes so different, so appealing? (1956) gestaltete; bis heute gilt das Werk als Ikone der Pop Art.

Ferrys Song (1977) trägt also denselben Titel wie die Ausstellung der Independent Group (1956). Reiner Zufall oder steckt da mehr hinter? Bevor Ferry in den 1970ern als Sänger der Band Roxy Music breitere Bekanntheit erlangte, studierte er von 1964 bis 1968 Kunst an der University of Newcastle upon Tyne. Davon hatte er ein Jahr lang Unterricht bei Richard Hamilton. Ferry bezeichnet Hamilton als große Inspirationsquelle. So erweist sich der erste Track des SOUND-WALKs als eine musikalische Hommage Ferrys‘ an seinen ehemaligen Kunst-Dozenten Hamilton.


Linda Schmitz drückt wieder auf den Play-Knopf. Ein für die 1950er Jahre typischer Doo-Wop-Sound ertönt aus der Music Box. Es ist A Teenager in Love – eine Single, die 1959 gleich dreimal in den britischen Charts vertreten war: Im März mit der Originalversion von Dion and the Belmonts und nur zwei Monate später als Coverversionen von Craig Douglas und Marty Wilde. Wir stehen vor einem Siebdruck von Eduardo Paolozzi. „Dieses Bild kennt ihr alle!“. Stimmt, immerhin stehen wir gerade vor dem Hauptwerbemotiv der BRITISH POP ART-Ausstellung. 
Neben der eindringlich blickenden Elizabeth Taylor sehen wir einen Gitarrenspieler mit Elvis-Tolle. „Und, erkennt ihr eine Verbindung zwischen Song und Bild?“, fragt Linda Schmitz die Teilnehmer*innen des Social Media- und Bloggertags. „Der Musiker, den wir hier sehen ist derselbe, den wir eben gehört haben: Marty Wilde!“. Stille im Raum. „Den kennt ihr wohl nicht? Aber seine Tochter Kim Wilde kennt ihr bestimmt?“ Ein Aha-Raunen durchfährt die Gruppe. „Hieran merkt man, wie vergänglich Populärkultur sein kann: so bildete Paolozzi den damals in England gefeierten und heute eher unbekannten Musiker direkt neben der Hollywood Ikone Liz Taylor ab.“
Neben Hamilton zählte auch Paolozzi zu den Mitbegründern und Hauptakteuren der Independent Group. In seinen Siebdrucken wird die Ästhetik der Moderne nahezu greifbar: Magazine, Reklametafeln oder Fernsehsendungen verändern in den 1950ern zunehmend die Wahrnehmungsweisen des Menschen. „In dieser chaotischen Bilderflut der neuen Medien kann es auch mal passieren, dass Marty Wilde auf Elizabeth Taylor trifft.“, resultiert Linda Schmitz während der Führung.


Aus der Music Box ertönt Publikumsapplaus – während Linda Schmitz die Gruppe in den nächsten Raum führt, schallt in voller Lautstärke die erste Single-Auskopplung aus dem Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band-Album der Beatles durch die LUDWIGGALERIE. Einige grinsende Museumsbesucher schließen sich der Führung spontan an. Mit leicht wippenden Füßen stehen wir vor dem Plattencover des Sgt. Pepper-Albums. Norbert Schaldach alias Der Emschermensch gerät kurzerhand, zusammen mit dem berenteten Bergmann Opa Hausen, ins nostalgische Schwelgen: „Ich weiß noch ganz genau, wie ich im Sommer des Jahres 1967 in einem sehr warmen und stickigen Plattenladen dieses Beatles-Album voller Stolz erwarb!“. Ein Meilenstein der Musikgeschichte und letztlich auch der Kunstgeschichte, „denn das Plattencover wurde von Peter Blake und Jann Haworth, einem Künstlerpaar der britischen Pop Art-Szene, gestaltet“, erklärt Linda Schmitz.



„Was seht ihr auf dem Plattencover?“, fragt Linda Schmitz in die Runde. Von Marilyn Monroe über Albert Einstein bis hin zu Edgar Allen Poe: sehr viele bekannte Gesichter! Etwa 60 Fotostaffagen prominenter Persönlichkeiten, die collagenartig um die Beatles drapiert wurden. Vorne, in unmittelbarer Nähe zu Marlon Brando, Oscar Wilde und Marlene Dietrich stehen die Beatles höchstpersönlich, gekleidet in bunten Militärkapellentrachten. Neben ihnen positioniert: Vier Männerfiguren mit Pilzfrisur aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. „Die realen Beatles stehen hier also neben ihren alten verstaubten Abbildern“, hebt Linda Schmitz hervor.

Nachdem die Beatles bis 1966 ständig auf Tour gewesen waren, entschlossen sie sich mit dem Sgt. Pepper-Album zu einem Imagewandel. Und die fiktive Marschkapelle Sergeant Pepper diente ihnen dazu, ihre neue Identität zu formen. Doch Blake und Haworth sind nicht die einzigen britischen Pop Art-Künstler*innen, die den Beatles zu einem neuen Image verhalfen!


Welcher Pop Art-Künstler das Plattencover des Beatles-Albums The White Album entwarf; welche weiteren Musiker ihre Plattencover von Pop Art-Künstlern gestalten ließen; inwiefern sich der dystopische Songtext von Zager And Evans Lied In the Year 2525 in Paolozzis Collage B.A.S.H. widerspiegelt; weshalb Mick Jagger in Handschellen abgeführt wurde und was The Kinks mit Allen Jones‘ Version von Icarus zu tun haben, erfahrt ihr im SOUND-WALK zur Ausstellung BRITISH POP ART – Meisterwerke massenhaft aus der Sammlung Heinz Beck. Special Guest: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Bis zum 12. Mai 2019 bietet sich noch die Gelegenheit, Player und Kopfhörer gegen eine Gebühr von 3 Euro auszuleihen  – Nostalgie, gute Laune, aber auch tiefgründige Gedanken garantiert!
 
Wir danken allen Teilnehmer*innen des Social Media- und Bloggertags #BritishPopArt & #BritishPopMusic für diesen musikalischen Tag in der LUDWIGGALERIE:











Alle Fotografien: Social Media- und Bloggertag, BRITISH POP ART, 2019 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen



Autorin: Natascha Kurek

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