Das ist eine Kunst! - LUDWIGLUST in der LUDWIGGALERIE

LUDWIG LUST begeistert Kinder auch in schwierigen Zeiten für Kultur - Ein Blogartikel von Sarah Bauer

„Wieso ist es hier so dunkel? Da ist niemand!“, ruft eine kleine Stimme. Dann wird es hell. „What the…? Wo kommt das Licht her?“, wundert sich eine andere Stimme. „Wir dürfen da jetzt rein? Alter, dann schieb das mal ins Licht!“, kommt direkt eine pragmatische Anweisung aus einer dritten Richtung.

Dank der festen Kooperation dürfen die Kinder ins Museum, 2020 © LUDWIGGALERIE Museumspädagogik
Kultur während Corona ist ungefähr so trickreich und (beinahe) unmöglich wie Schulunterricht während Corona. Und doch haben es die beiden Museumspädagoginnen der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen, Ursula Bendorf-Depenbrock und Sabine Falkenbach, mit ihrem Team geschafft, in diesen schwierigen Zeiten ein ganz besonderes Projekt auf die Beine zu stellen. Mit Kunst, Kultur, Schule und Kindern. What the…?

LUDWIG LUST – jedes Kind soll Kultur entdecken 

Schon seit vielen Jahren gibt es in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen verschiedene, erfolgreiche Angebote für Kinder und Jugendliche. Besonders wichtig sind den Pädagoginnen dabei Schülerinnen und Schülern, die in ihrem familiären Umfeld nicht besonders oft mit Kunst in Berührung kommen. Eines der Projekte ist die LUDWIG LUST. „Da sind wir in der Vergangenheit mit Kindern und Jugendlichen oft in die verschiedenen Ludwig-Häuser in Nordrhein-Westfalen gefahren“, erklärt Ursula Bendorf-Depenbrock. Für einen Blick über den Tellerrand Oberhausens hinaus. „Die Kids sollen Kunst entdecken, erspüren, ihre Eindrücke in Worte fassen und am Ende vor Publikum präsentieren.“

Ein neues Konzept und leuchtende Kinderaugen

So war der Plan auch dieses Mal. Doch dann wurden Busfahrten, große Gruppen und Museumsbesuche unmöglich. Lockdown und strenge Auflagen stellten das Team vor eine große Herausforderung. Doch Ursula Bendorf-Depenbrock und Sabine Falkenbach gaben nicht auf. Gemeinsam tüftelten sie noch im Spätsommer ein detailliertes Hygienekonzept aus. Dann ging es rund. In ganz kleinen Gruppen, ohne Ausflüge und mit nur ganz wenigen Museumsbesuchen.

© LUDWIGGALERIE Museumspädagogik
 
Kaltnadelradierung, 2021 © LUDWIGGALERIE Museumspädagogik

Stattdessen gab es kreative Herausforderungen in der weitläufigen Oberhausener Malschule. „Obwohl wir alle Masken tragen mussten, hat man den Kindern das Leuchten in den Augen angesehen“, freut sich Sabine Falkenbach. Und als dann doch endlich ein Besuch in der LUDWIGGALERIE möglich wurde, schäumte die Freude beinahe über. Denn jetzt konnten die Kinder der Luisenschule das heißersehnte audiovisuelle Portrait über die Galerie erstellen. Im Zentrum die Frage: Wie hört sich ein Museum an? Wie riecht es und was sehe ich?

Ohren und Nase auf! Unterwegs in der LUDWIGGALERIE

„Ich rieche Farbe!“, sagt eines der Kinder leise, während die Gruppe die Ausstellungsräume betritt. Vom 13. September 2020 bis zum 10. Januar 2021 war hier die Ausstellung „Räuber Hotzenplotz, Krabat und Die kleine Hexe – Otfried Preußler – Geschichtenerzähler und Figurenschöpfer“ zu sehen. „Ich höre Stimmen. Ich sehe einen Geheimgang. Ist der Hexenbesen echt?“, fragt ein anderes Kind flüsternd. Das Museum als Schatztruhe. Kein verstaubter Raum, in dem man Vorträge zu hören bekommt, sondern ein Ort der Entdeckung. Ein Ort voller Magie ohne Denk-Grenzen. „Wir möchten, dass die Kinder die Ausstellung selbst erspüren“, sagt Ursula Bendorf-Depenbrock. „Sie sollen Spaß an Kunst bekommen. Neugierig werden statt gelangweilt. Kunst und Kultur sollen von Anfang an als etwas Spannendes und Kreatives wahrgenommen werden, indem die Kinder betrachten, schnuppern und lauschen – aber vor allem auch gehört werden. Wir möchten ihnen Raum geben, ihre eigenen Gedanken und Sinne auszuprobieren. Ganz ohne geführte Touren und Vorschriften.“


© LUDWIGGALERIE Museumspädagogik
„Ich rieche Ziegenkacke!“ – Kulturstätten erleben mit allen Sinnen

Ihre Eindrücke schreiben die Kids auf Sinneskarten nieder. „Fenster! Ich sehe ganz viel aus Glas, ein Treppenhaus aus Glas“, „Ich sehe ganz coole Dinge und rieche moderne Sachen“ oder „Ich rieche Schlossluft!“


© LUDWIGGALERIE Museumspädagogik

Dabei ist nicht nur der Ausstellungsraum, sondern auch das Gelände rund um das Schloss Oberhausen Teil der Erkundungstour. Gleich nebenan liegt der Tierpark im Kaisergarten. So kommt auch sofort ganz aufmerksam: „Ich rieche Pommes und Ziegenkacke. Ich mag den Kaisergarten!“

Ein anderes Kind schreibt nieder „Ich sehe Straßen und Autos und Straßenbahnen und ganz viele Häuser. Ich sehe Börgerking.“

Am Ende des Tages sammeln Ursula Bendorf-Depenbrock und ihr Team einen ganzen Korb voller Sinneskarten und Eindrücke ein. Kurz bevor die erneuten Schulschließungen vor Weihnachten kommen, ist das Projekt zu Ende. Auch die Präsentationen können dieses Mal leider nicht vor großem Publikum stattfinden. Doch was wirklich zählt, ist, dass wieder einige Kinder – trotz der komplizierten Situation – ihre Begeisterung für Kunst und Kultur gefunden haben. Weit über jeden Lockdown hinaus.

 


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