Wenn die Kunst auf Baustelle trifft: Museum Under Construction

Teil 2 

Die ersten Themenhütten stehen, die Fahnen sind gehisst und der Innenhof erfindet sich ganz neu unter den Kunstwerken der PriseSalz Crew. Im zweiten Teil unserer Interviewreihe geben euch die Kuratorinnen Jennifer Liß, Nina Dunkmann und Linda Schmitz-Kleinreesink einen Einblick über die Organisation und Herausforderungen unseres Open-Air-Kunstprojekts. Viel Spaß!

Abb. Fahnen von Museum Under Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nathalie Schraven: Das Programm wurde von euch gemeinsam kuratiert. Wie lief die Zusammenarbeit zwischen euch ab? Hattet ihr unterschiedliche Aufgabenbereiche?

Nina Dunkmann: Allgemein ergänzen wir uns stark mit unseren Talenten in den verschiedensten Bereichen. So erstellt z. B. Jenny die Listen, hält alles nach und plant. Linda beschäftigt sich vorrangig mit der Kommunikation zwischen uns und den KünstlerInnen, schreibt die E-Mails und hält die Kontakte.

Jennifer Liß: Nina ist der kritische Kopf und überlegt unsere Ideen oft in die Realität. Die ganzen offiziellen Dinge im Hintergrund, die man manchmal im Ehrgeiz übersieht findet sie zielsicher und behält bis zum Schluss einen kühlen Kopf.

ND: Jeder von uns könnte das auch alleine, aber im Team ist es anregender, weil man kann sich die Bälle zuspielen kann. 


Abb. Museum Under Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: Wie verhält sich das Programm zu den Sanierungsmaßnahmen? Wird es da Überschneidungen geben?

JL: Wir sind mit dem Innenhof in einem begrenzten Bereich und zeitlich unabhängig, weil unsere Veranstaltungen zu einer anderen Tageszeit als die Bauarbeiten stattfinden. Das wird sich nicht groß überschneiden. Es kann allerdings passieren, dass BesucherInnen, die sich tagsüber die Installation anschauen wollen, auch Baufahrzeuge oder Ähnliches vor Ort finden.

ND: Deshalb heißt es auch „Willkommen auf der Kunstbaustelle!“. Der Ausdruck schwingt einfach mit. 

 

Abb. Der Innenhof im Umbau, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: Wie unterschied sich die Programmplanung im Gegensatz zu einer Ausstellung in den Innenräumen? Gab es an der einen oder anderen Stelle unerwartete Hindernisse zu überwinden?

ND: Corona ist natürlich eine Herausforderung. Bei diesem Projekt ganz besonders, weil die Veranstaltungen für jeden offen sein sollen. Es ist keine klassische Ausstellung, wie die Leute sie von uns kennen und deswegen ist es auch nicht einfach, verständlich zu machen, was da gerade passiert.

Linda Schmitz-Kleinreesink: Wir haben ganz viele Räder, die ineinandergreifen und keines ist wie sonst. Wir mussten an jedem Punkt justieren, ändern und verwerfen. Alle möglichen Vorgänge sind angepasst worden.

JL: Es sind bereits die einfachen und alltäglichen Herausforderungen, wir brauchen Strom auf dem Innenhof. Im Haus sind natürlich überall Steckdosen; draußen müssen wir anders planen. Dazu kommen auch noch neue Ungewissheiten wie z. B. das Wetter. Uns erwarten auf jeden Fall noch Überraschungen.

Abb. Aaron.St setzt die Wunschkugel in seine Wunschmaschine ein, 2021 © LUDWIGGALERI Schloss Oberhausen

NaS: Mit Aktivitäten im Freien versuchen immer mehr Kulturinstitutionen den Beschränkungen der Covid-19-Pandemie eine Alternative entgegenzusetzen. Gibt es Ausweichpläne, falls es zu Unwetter oder anderen Einschränkungen kommt?

ND: Es scheint sich gerade alles in die richtige Richtung zu entwickeln. Grundsätzlich ist es für BesucherInnen direkt vor Ort ein Live-Projekt – auch mal mit einer Regenjacke oder einem Schirm. Wenn es Unwetter gibt, überlegen wir, ob Nachholtermine stattfinden oder es online verwirklicht wird und wir eine andere Form der Partizipation finden. Aber zu unserem Beruf gehört natürlich die Flexibilität, auf Überraschungen auch kurzfristig zu reagieren.

NaS: Mit der Kunstbaustelle wird erstmals der Innenhof für einen längeren Zeitraum als Veranstaltungsort genutzt. Wie steht ihr dazu, ihn als Veranstaltungsort dauerhaft in die Ausstellungsplanung der LUDWIGGALERIE zu integrieren?

ND: Grundsätzlich muss man sagen, dass ein solches Projekt eine ungeheure Anstrengung ist, von der man erstmal nicht weiß, ob sie sich wirklich verstetigen lässt. Wir werden jetzt Erfahrungen machen und abwarten, wie es läuft. Aber wir haben den Wunsch den Innenhof stärker zu nutzen. Es wird jedoch nicht jedes Jahr ein Sommerprojekt in dieser Größe geben können – eigentlich wäre an dieser Stelle ja auch eine reguläre Ausstellung – aber es kann ein Hinweis sein, ob es gewünscht und genutzt wird und ob das Konzept so aufgeht, wie wir es geplant haben. Natürlich ist damit auch der Wunsch verbunden, dass die Leute, die hier im Innenhof Zeit verbracht haben, im Herbst dann zur nächsten Comic-Ausstellung sagen: "Da gehe ich hin! Ich kenne die LUDWIGGALERIE und es ist schön bei denen. Ich möchte da jetzt häufiger mal hin und alle Angebote nutzen, auch die hinter den Türen."


Abb. Wham mit "Baustelle", 2021 © Werk: Ursula Meyer, Foto: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
 
 
Autorin: Nathalie Schraven

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