5 Fragen an Simon Schwartz

Simon Schwartz hat es als Comiczeichner längst in den Mainstream geschafft. Sein Durchbruch gelang ihm mit dem Band „drüben!“: einem Mauerfall-Epos, in dem er aus kindlicher Perspektive die Fluchtgeschichte seiner Familie aus der DDR erzählt. Mittlerweile hat Schwartz ein umfangreiches und thematisch breit angelegtes Gesamtwerk geschaffen, mit dem er zu den wichtigsten Zeichner*innen und Autor*innen seiner Generation gehört.

Abb. Simon Schwartz signiert, 2019 © LUDWIGGALERIE

Nathalie Schraven: Sie nehmen als Comiczeichner in unserer Otfried Preußler-Ausstellung eine besondere Rolle ein. Wir dürfen anstelle von Comics Handpuppen von Ihnen ausstellen, die Sie als Kind mit ihrer Mutter gebastelt haben. Was ist die Geschichte dahinter?

Simon Schwartz: Die Geschichte dahinter ist, dass ich bei einem Kindergeburtstag – irgendwann in der ersten oder zweiten Klasse – mit einem Schulfreund eine eigene Version für den Räuber Hotzenplotz gebastelt und ein Skript erstellt habe. Das Skript gibt es auch in der Ausstellung zu sehen.

Abb. Simon Schwartz‘ Handpuppen © Foto: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nathalie Schraven: Während Preußlers Geschichten vielfach auf Sagen und Märchen beruhen, beziehen Sie sich in Ihren eigenen Werke häufig auf historische Vorbilder. Worin liegen für Sie die größten Herausforderungen, die historischen Begebenheiten wiederzugeben und abzubilden?

Simon Schwartz: Meine Auswahl erfolgt danach, inwiefern diese Biografien einen Bezug zur Gegenwart haben und auch gegenwartsrelevant sind. Viele Themen finden sich dann auch einfach in den Biografien.

Nathalie Schraven: Wann und wie haben Sie zu Ihrem eigenen Stil gefunden?

Simon Schwartz: Das kann ich schwer sagen. Ein Stil entwickelt sich über Jahrzehnte und ist immer in der Entwicklung begriffen. Ich versuche jedoch für jede Biografie eine eigene grafische Entsprechung zu finden. Dennoch glaube ich, dass man immer sieht, dass es ein „Schwartz“ ist.

Nathalie Schraven: Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie?

Simon Schwartz: Direkte Vorbilder habe ich nicht, aber es gibt durchaus Werke, die mich geprägt haben. Ein wichtiger Einfluss ist sicherlich das DDR-Comicmagazin „Mosaik“ von Hannes Hegen der 50er und 60er Jahre, auch wenn das natürlich nicht meine Zeit ist. Ein besonders wichtiger Einfluss war natürlich auch mein Studium in Hamburg in den Klassen von Anke Feuchtenberger. Allerdings wandelt sich das Interesse auch. Während mich früher viele Comickünstler wie der amerikanische Comiczeichner Chris Ware beeinflusst haben, ist es heute vor allem auch die freie Kunstszene, die Mode oder der Film.

Nathalie Schraven: Was würden Sie jemandem raten, der heute Comiczeichner*in werden möchte?

Simon Schwartz: Die klassische Antwort wäre natürlich: viel zeichnen. Ich glaube, dass Qualität durch Quantität kommt. Aber auch ganz simple Eigenschaften wie Pünktlichkeit bei Deadlines sind wichtig. Vor allem aber glaube ich, dass Geschäftssinn und wirtschaftliche Kenntnisse, wie ein Verständnis von Nutzungsrechten usw., essentiell sind, damit man am Ende auch von seiner Kunst leben kann. 

 

 

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