Tabula rasa - Teil II
Im vorherigen Teil haben wir euch etwas zum Schaffensprozess des Katalogs erzählt. Weiter geht es mit dem Druckprozess.
Im ersten Teil hielt Thilo Kaiser sein Kärtchen in Händen, mit dem man prüft, ob Normlicht vorhanden ist. Bei uns schimmert sie abwechselnd hell und dunkel. „Kein Problem, das prüfen wir sowieso bei uns in der Druckerei.“ Und genau an diesem Ort stehen wir nun jetzt: in der sogenannten Druckvorstufe.
Thilo Kaiser steht unter der Normlichtlampe, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Wir gehen in den
angrenzenden Raum und stehen vor einer Maschine, in die bereits große
Aluminiumplatten eingelegt wurden. „Jede Seite, die später im Katalog
erscheint, wird hier auf die Druckplatten übertragen. Da wir vierfarbig
drucken, gibt es eine Vorlage für jede Farbe.“ Cyan, Magenta, Yellow und Black,
daraus ergibt sich das Fachwort CMYK-Druck (Black wird mit K abgekürzt, das
steht für „Key“. Tiefes Schwarz kann nur theoretisch aus den drei Grundfarben
hergestellt werden. Beim CYMK-Druck wird daher schwarz als eigene Farbe
genutzt. So wird verhindert, dass zu viel Farbe auf einer Stelle aufgetragen
werden muss).
Druckplatten aus Aluminium, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Und
tatsächlich: Auf jeder Platte sieht unser Räuber Hotzenplotz etwas anders aus,
diejenige mit Schwarz ähnelt ein wenig einer schwarz-weiß-Einstellung. Die
Farbe wird später in einem Flachdruckverfahren aufgetragen. Dafür werden die
Platten mit einer farbannehmenden Schicht und einer feuchtannehmenden Schicht
bearbeitet. Das klingt für uns zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich abstrakt, mit
diesen riesigen Aluminiumplatten, auf denen die Bilder im Moment noch so
aussehen wie Negative.
Eine der vielen Druckplatten, hier mit Räuber Hotzenplotz, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Als
wir, wie am Anfang dieses zweiteiligen Textes, vor der großen, laut piepsenden Druckmaschine
stehen, begreifen wir genauer, wie alles abläuft. Wir entdecken die großen
Farbwalzen, eine in gelb, eine in rot, eine in blau und eine in schwarz. Zwei
Walzen stehen still, diese werden gebraucht, wenn Sonderfarben, zum Beispiel in
Neon oder Metallic, gedruckt werden. In jede Walze wurde auch bereits die
zugehörige Druckplatte eingeschoben.
Ein gigantische Maschine druckt die Katalogseiten, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Die Druckwalzen mit den verschiedenen Farben, 2020 © LUDWIGGALERIE |
v.o.: Druckplattentausch, Entnahme der Drucke, Prüfung der Drucke, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Wieder nimmt der Mitarbeiter einen Druckbogen aus der Maschine, legt sie auf sein Arbeitspult, gleicht die Farben mit den Proofs ab und verschiebt kleine Regler am PC. Zwischendurch fährt ein kleiner Kasten über das Papier. Dieser misst anhand der gedruckten Farbvierecke am Rand, ob die Farbgebung prinzipiell stimmt. „So, jetzt haben wir es! Was meint ihr?“ Karo und ich nicken, wie so oft an diesem Tag, beeindruckt. Wir haben so viele kleine Schritte gesehen, an denen immer wieder alles geprüft wurde und Qualitätskontrollen durchgeführt wurden. Ganz schön viel Arbeit, bis das digitale Dokument gedruckt vor einem liegt. Und ganz schön viele Stellen, an denen was schiefgehen kann! Da wir aber nicht zum ersten Mal mit Basis-Druck zusammenarbeiten, wissen wir auch, dass sie eine regionale, klimazertifizierte und kompetente Druckerei sind und das finden wir besonders gut. Kurze Wege, intensive Betreuung und nützliche Ratschläge – voll von sehr vielen Eindrücken verlassen wir das Gebäude und halten als Erinnerung einen grün-blauen Bogen, auf dem der Räuber Hotzenplotz zu sehen ist, in der Hand. 20 Stunden lang wird jetzt noch weiter gedruckt und wenn die Seiten danach getrocknet und durch die Schneidemaschine gezogen wurden, dann gehen sie zum Buchbinder. Bis der Katalog am Museum angeliefert wird, vergeht also noch etwas Zeit. Aber wir sind jetzt schon begeistert und freuen uns darauf, wenn wir bald das fertige Produkt, mit dem erlebten Hintergrundwissen, in der Hand halten.
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