Besucherrekord, Beatles und bunte Pop Art – Präsentation der LUDWIG CHARTS bewegt mehrere Generationen


„Das hier ist John Lennon. Der wurde erschossen. Warum, weiß ich leider nicht mehr“, sagt Melanie selbstbewusst und pragmatisch. Dabei deutet die Grundschülerin der Oberhausener Falkensteinschule mit einer ausladenden Geste auf das Portrait des ehemaligen Beatles-Sängers.
Die Menschenmenge vor den Bildern ist fast so bunt wie die Siebdrucke und Fotografien selbst. Es ist großer Präsentations- und Abschlusstag der LUDWIG CHARTS im Schloss Oberhausen. Über viele Wochen haben die zwölf Viertklässler die LUDWIGGALERIE und die aktuelle Ausstellung BRITISH POP ART – Meisterwerke massenhaft aus der Sammlung Heinz Beck erkundet und sich gemeinsam auf ihre TOP 10 aus allen Werken geeinigt. Zusammen mit einem Team aus Museums- und Medienpädagogen haben sie nicht nur massenhaft Wissen über Pop Art angehäuft, sondern in Körper- und Sprechtrainings auch erfahren, wie großartig es sein kann, vor anderen Menschen frei über Kunst zu reden und die ganz eigenen Eindrücke zu schildern. 

Melanie ist von den Portraits der Beatles begeistert
Doch bei der enormen Menge an Zuschauern, die heute gekommen ist, flattern dem ein oder anderen dann doch die Nerven. „Ich kann es kaum fassen, dass so viele Leute hier sind“, freut sich Ursula Bendorf-Depenbrock, eine der Projektleiterinnen. Sie strahlt und flitzt zwischen den Besuchern hin und her. „Wir haben ja immer ein volles Haus bei den Präsentationen – aber dieses Mal ist es ein Rekord. Man kommt ja kaum noch durch die Tür!“
Eltern tragen jüngere Geschwister der Teilnehmer auf den Schultern, die Kameras klicken und niemand verlässt den Raum, bis auch das letzte Bild vorgestellt ist.
„Die Fotos von den Beatles haben wir uns ausgesucht, weil sie so schön alt aussehen“, erklärt Melanie weiter. Leises Gelächter beim nicht mehr ganz so jungen Semester im Publikum.
„Da drüben hängt das Weiße Album“, raunt ein Herr seinem Bekannten zu. „Daran erinnere ich mich noch gut. Das war damals was!“
Viel Andrang bei der Präsentation der LUDWIG CHARTS

Es ist ein explosives und kreatives Zusammentreffen verschiedener Generationen, vereint durch den gemeinsamen Blick auf die Highlights der britischen Pop Art.
„Das Foto hier ist schwarz-weiß. Es sieht aus wie aus einer Fernsehserie von damals!“, erklärt eine der Schülerinnen ihr Lieblingsbild, das aus den 1970er Jahren stammt.
„Warum ist das denn schwarz-weiß und nicht bunt?“, tönt es aus der Menge.
Die Truppe der LUDWIG CHARTS-Kinder überlegt. „Vielleicht hat der Künstler es ja im Fernsehen gesehen und abgeguckt. Da war doch alles schwarz-weiß!“, ruft Nele dann. Wieder fröhliche Belustigung im Publikum.
Am meisten sind die Schülerinnern und Schüler von Farben und Formen beeindruckt.
„Schaut mal, das ist so schön pink – wie eine Schneekugel“, zeigt sich Melanie begeistert, während sie auf das Werk „Out of Focus Objects and Flowers“ von Colin Self deutet. Dann geht sie ins Detail: „Also nicht nur Pink. Wir haben hier auch noch Rosa, Lila und Magenta!“ Natürlich!

Pink, Lila und Magenta – es gibt viel zu entdecken in den Bildern
 „Es ist wahnsinnig toll, was die Kinder alles hier im Museum wahrnehmen“, findet Sabine Falkenbach, die die LUDWIG CHARTS mit Ursula Bendorf-Depenbrock gemeinsam leitet. „Wir sind selbst immer wieder überrascht und sehen Dinge, die wir noch überhaupt nicht entdeckt haben.“
Und so zieht nicht nur die Kunst die Aufmerksamkeit der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf sich, sondern auch das Schloss Oberhausen selbst. Schließlich ist die knallig-rote Fassade mit dem gläsernen Anbau ein echter Hingucker.
„Wir haben Postkarten über die LUDWIGGALERIE gestaltet“, sagt Renata stolz. An der Wand lehnt eine ganze Reihe leuchtend pinker Karten, die das Schloss in jeglicher fantastischen Form zeigen. Eben ganz so, wie jeder es für sich sieht.
„Außerdem waren wir mit einer Polaroid-Kamera draußen, rund um das Museum! Da haben wir richtig tolle Dinge gesehen, wie eine schwebende Brücke oder Schnee und Tiere!“

Bunte Postkarten vom Schloss
Die LUDWIG CHARTS erhalten noch bis Ende 2019 die volle Förderung durch den Deutschen Museumsbund. Dieser führt das Projekt im Rahmen des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch. Es hilft besonders jungen Menschen aus eher bildungsfernen Milieus, einen spielerischen und kreativen Zugang zu Kultur zu erhalten. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
„Und wenn ich jetzt sehe, wie enthusiastisch die Kinder sind, wie sie die Leute mitreißen und das Museum lebendig gestalten, weiß ich, dass wir den richtigen Weg gegangen sind, junge Menschen für Kunst zu begeistern!“
Die Polaroids, Karten und den Film zum Projekt finden Besucher noch bis zum Ende der Ausstellung am 12. Mai in den Räumen der Museumspädagogik im Obergeschoss der LUDWIGGALERIE.

Das Format LUDWIG CHARTS mit der Erstellung der eigenen TOP TEN ist auch Bestandteil des buchbaren museumspädagogischen Angebots für andere Schulen und Klassen jeden Alters. Unter https://www.ludwiggalerie.de/de/paedagogik/ludwig-charts erhalten Interessierte weitere Informationen.

Alle Teilnehmer im Portrait




Autorin: Sarah Bauer









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