Die LUDWIG LUST: der Sammlung Ludwig mit allen Sinnen auf der Spur

 Ins Museum? Sich langweilige Bilderrahmen angucken, während jemand bei einer Führung Dinge erzählt, die man gar nicht richtig versteht? Still in einem Raum stehen und mit Erwachsenen auf Skulpturen starren, während man viel lieber schauen möchte, was um die Ecke da Geräusche macht, was so nach Öl riecht, warum dort so buntes Licht durchs Fenster fällt?

Das museumspädagogische Projekt LUDWIG LUST holt junge Menschen dort ab, wo Klischees von verstaubten Ausstellungen enden. An mehreren Tagen über mehrere Wochen verteilt erkunden Kinder und Jugendliche nicht nur die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen mit allen Sinnen, sondern auch andere LUDWIG-Häuser mit Stücken des Sammler-Ehepaars Irene und Peter Ludwig. Unter anderem fahren die Gruppen im Kulturbus nach Köln, Aachen oder Koblenz. „Es geht nicht darum, dass die Kids am Ende Jahreszahlen und berühmte Kunstwerke aufsagen können“, erklärt Museumspädagogin Ursula Bendorf-Depenbrock. „Es geht darum, Museum zu erleben. Zu hören, zu riechen, zu sehen, erfassen.“ In die Welt eines Museums und einer Sammlung abzutauchen, nicht nur davorzustehen.

Sinneskarten, Eindrücke, Erlebnisse

Auf Sinneskarten dokumentieren die jungen Menschen ihre Eindrücke in eigenen Worten. Kreuz und quer, in Stichpunkten – so wie es aus ihnen heraussprudelt. „Ich höre ein Echo!“, „Da ist eine Frau mit dickem Po auf dem Bild!“, „Ich sehe den Kölner Dom!“, „Ich rieche Luft!“, „Der Geruch von Farbe!“, „Ist das ein Penis?“

Es gibt keine Denkverbote, keine Barrieren, kein Verstecken. Kinder erkunden Kunst, offen und unvoreingenommen. Wundern sich, schauen hinter die Kulissen, hinterfragen, kichern, finden etwas doof oder hören und erspähen Dinge, die Erwachsene gar nicht wahrnehmen.


„Am Ende sammeln wir alle Sinneseindrücke auf unseren Papierkarten und sprechen sie anschließend ein“, erklärt Sabine Falkenbach, ebenfalls Museumspädagogin. Gemeinsam mit Ursula Bendorf-Depenbrock leitet sie das Projekt. Die beiden engagierten Mitarbeiterinnen, die immer ein Lächeln auf den Lippen und mindestens genauso viel Spaß wie die Kids haben, werden von ihrem langjährigen Team bestehend aus Kevin Casper, Monika Kempkes, Henriette Mambu, Niksan Rajaratnam und den Kunstvermittlerinnen Sarah Weimann und Tatiana Sajko unterstützt.

 

Impression von der LUDWIG:LUST, 2023
© LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


Dabei ist es jedes Mal erstaunlich, was die jungen Museumsbesucher*innen bewegt, was sie wahrnehmen, was sie zum Lachen oder zum Diskutieren bringt. Manchmal ist es ein Kunstwerk, manchmal aber auch ein seltsamer Ton, Schritte im Flur, ein Windzug, etwas draußen vor dem Fenster oder im Park rund um das Museum.

 

Viele Sinneseindrücke schaffen viele Fragen. Und die sind natürlich immer erlaubt.

„Woher habt ihr die Bilder?“, fragen einige Neugierige beim Anblick der Kunst. „Wieso ist das Schloss Oberhausen eigentlich rot?“

„Wie heißt die Chefin?“, will ein anderes Kind wissen.

„Wieso gibt es ein paar nackte Bilder?“, fragt jemand anderes. Es wird gegiggelt.

„Was kostet es, hier reinzukommen? Darf ich da mal reinschauen?“

Neugier, Fantasie, Eindrücke und Spaß. Das ist, was die LUDWIG LUST macht. Lust auf Museum. Und ganz bestimmt keine Langeweile.

 

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung und Bildung im Rahmen von „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ gefördert.


Ein Text von Sarah Bauer

 

 

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