LUDWIG CHARTS 2.0: weltweit – grenzenlos – neu gedacht

Jugendliche besuchen Ludwig-Museen virtuell und kreieren eigene Ausstellung
von Sarah Bauer 
[Anmerkung: Das Projekt fand vor den aktuellen Schließungen und Hygiene-Beschränkungen statt]. 

Köln, Budapest, Sankt Petersburg! Klingt fast wie auf einem Werbeplakat für einen internationalen Fashion-Store. Doch die 12- bis 14-jährigen Schüler der Theodor-Heuss-Realschule in Oberhausen sind nicht auf einem Shopping-Trip, sondern virtuell unterwegs in den Sammlungen der Ludwig-Museen weltweit.

Oliver, im Hintergrund Karim bei der Recherche, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

(Die Fotos entstanden vor den aktuellen Schließungen und Hygiene-Beschränkungen)

Reethana wählt ihre LUDWIGs, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

Die „Exkursion“ ist Teil des beliebten Projekts LUDWIG CHARTS, bei dem Kinder und Jugendliche seit vielen Jahren in die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen kommen, um dort in den Ausstellungen ihre TOP10-Lieblingswerke auszuwählen. Dabei führen die engagierten Museumspädagoginnen die Kids nicht nur spielerisch an Kunst und Kultur heran, sondern stärken auch Selbstbewusstsein und Medienkompetenz der Teilnehmer durch Sprechtrainings und Präsentationen vor Publikum.

Erkundung der Umgebung, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock
 
 Upgrade für das Jugendprojekt LUDWIG CHARTS

„Das Projekt ist an den Schulen im Umkreis so beliebt, dass wir immer viel mehr Anmeldungen als Plätze haben“, erklärt Museumspädagogin Ursula Bendorf-Depenbrock. Und obwohl die LUDWIG CHARTS so erfolgreich sind, haben sich Bendorf-Depenbrock und ihre Kollegin Sabine Falkenbach nie auf den bunten Lorbeeren ausgeruht. „Dieses Mal wollten wir noch weiter hinaus und nicht nur die TOP10 der aktuellen Ausstellung in der LUDWIGGALERIE finden, sondern die TOP10 aller Ludwig-Häuser in der ganzen Welt“, beschreibt Sabine Falkenbach die Vision ganz am Anfang des Projekts.  

LUDWIG CHARTS 2.0 - Das gesamte Team war gleich begeistert.

Nun muss man dazu erst einmal wissen, dass die LUDWIGGALERIE im Schloss Oberhausen nicht das einzige Museum ist, das Werke aus der großen Sammlung von Peter und Irene Ludwig zeigt. 14 Ludwig-Museen gibt es rund um den Globus. Von Köln bis Aachen, von Wien bis Budapest, von Sankt Petersburg bis Peking. Das ist für die Jugendlichen der Theodor-Heuss-Realschule natürlich aufregend. „Klar können wir jetzt nicht mal eben nach Russland oder China reisen“, scherzt Ursula Bendorf-Depenbrock. „Aber dafür haben wir ja Internet, Handys und das große Bücherdepot im Schloss Oberhausen.“

Jugendliche begeistern sich für Kunst – ein Erfolg!

Dort tauchen die Kids dann auch gleich ein, schnüffeln durch Bildbände vergangener Ausstellungen, recherchieren am Computer in der Schule; denken, diskutieren, drucken.

„Boah, das ist ganz schön viel Kunst“, staunt Leon, als er durch die Seiten mit verschiedensten Gemälden und Skulpturen klickt. Gar nicht so langweilig wie Mathe oder Chemie, wo der ein oder andere manchmal versonnen aus dem Fenster starrt und lieber ans Wochenende denkt. Kayra ist so vertieft in seine Recherche, dass er kaum noch etwas um sich herum mitbekommt.

Kayra ist vertieft in seine Recherche, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

(Die Fotos entstanden vor den aktuellen Schließungen und Hygiene-Beschränkungen)

Filip druckt seine Auswahl aus, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

„Es ist toll für uns, zu sehen, wie sich Jugendliche, die sich sonst wenig mit Kunst beschäftigen und deren Hobby nicht gerade die Recherche ist, auf einmal aufblühen, neugierig werden, Fragen stellen, debattieren.“

Barbara Grubenbecher vom LUDWIG CHARTS-Team hilft den Kids, die vielen Gedanken zu sortieren und sich am Ende zu artikulieren. Denn die TOP10 aller Kunstwerke sollen am Ende in einem klappbaren Erzähltheater präsentiert werden. Eine Ausstellung im Miniformat, kuratiert durch die Schüler der Theodor-Heuss-Realschule. Ganz ohne Denkbarrieren, Hochkultur und Scheu

Louis und Karim kuratieren für das „Kamishibai“ (Mini-Museumswände), Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

Selina und Lucy präsentieren vor der Gruppe,
Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

 
Abschlusspräsentation der LUDWIG CHARTS 2.0 unter erschwerten Bedingungen

„Es ist uns wichtig, dass es nicht starr und wie im Unterricht zugeht“, erklärt Ursula Bendorf-Depenbrock. „Wir wollen, dass die Kinder ausprobieren, kreativ sind, ihre eigenen Ideen formulieren, lachen, Kunst auf ihre Weise erspüren und entdecken.“

So gibt es in der Pause dann auch den Running Gag vom „Team Banane“, das es zur Tradition macht, als Nachtisch jedes Mal Bananen zu verschlingen.

„Team Banane“ mit entsprechenden Shirts, Foto: Ursula Bendorf-Depenbrock

Der Projektabschluss samt Präsentation findet aufgrund der aktuellen Corona-Situation in den Räumlichkeiten der Schule und leider ohne Eltern, Geschwister und Freunde statt.

Dennoch: Fotograf Axel Scherer hat wie immer starke Portraits der Teilnehmer geschossen und Medien-Mann Kevin Casper richtet eine professionelle Beamer-Show ein.

„Es hat unglaublich viel Spaß gemacht“, erklärt Schülerin Selina. „Ich habe so viel über Kunst gesehen und gelesen, wie noch nie in meinem Leben und bin echt stolz auf das, was wir geschafft haben.“

Ursula Bendorf-Depenbrock und Sabine Falkenbach lächeln im Hintergrund. Ob sie wohl schon wieder etwas Neues aushecken für die LUDWIG CHARTS?

 

Über die Sammlung Ludwig und die Ludwig-Museen weltweit

Das Sammlerpaar Peter und Irene Ludwig hat schon zu Studentenzeiten angefangen, Kunst zu sammeln. Dabei haben sich die beiden nicht nur auf ein Genre spezialisiert. Skulpturen, Malereien, Fliesen und Keramik – es ist alles dabei. Von der griechischen Antike über den Barock bis zur amerikanischen Pop-Art. Zur Sammlung gehören heute, nach dem Tod des Ehepaars, tausende von Objekten, die in den Ludwig-Museen weltweit in immer neuen, thematischen Ausstellungen gezeigt werden.


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